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Ad-hoc-Arbeitsgruppe Zukunftswerte

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Themenfeld Gemeinschaftsinteresse versus Eigeninteresse bzw. „Ich oder Wir?“

Das Spannungsverhältnis zwischen Gemeinschaftsinteresse und Eigeninteresse ist ein menschlicher Urkonflikt, der immer wieder ausgehandelt werden muss, um das Überleben zu sichern.

Auf einen knappen Nenner gebracht, heißt „Ich“ (Eigeninteresse) Verfolgen eigener Ziele ohne Beachtung der Interessen Anderer und „Wir“ (Gemeinschaftsinteresse) das Verfolgen von Zielen, die für die jeweilige Gemeinschaft wichtig und gut sind, selbst wenn sie partiell bzw. punktuell dem Eigeninteresse widersprechen können.

Als Werte können Eigeninteresse bzw. Gemeinschaftsinteresse verschiedene Formen annehmen. Wir orientieren uns in unserer Arbeit am Wertesystem von Shalom Schwartz (beispielsweise: Schwartz et al. (2012). Refining the theory of basic individual values. Journal of Personality and Social Psychology, 103, 663-688), der Werte aus drei universellen Erfordernissen des Menschseins ableitet, Bedürfnissen des Individuums als einem biologischen Organismus, den Erfordernissen der Koordination sozialer Interaktion und den Erfordernissen der Gruppe nach Überleben und Wohlfahrt. Schwartz differenziert insgesamt 19 Werte, die sich aus drei universellen menschlichen Bedürfnissen ableiten: Bedürfnissen des biologischen Organismus, Bedürfnissen der Koordination sozialer Interaktionen; und Überlebens- und Wohlbefindens-Bedürfnissen der menschlichen Gemeinschaft. Diese Werte werden in einem motivationalen Kreismodell mit den Achsen Selbstschutz versus Selbst-Wachstum und individueller versus sozialer Fokus abgebildet. Während Schwartz diese Struktur von Werten als universal ansieht und diese Hypothese auch durch empirische Studien stützt, gibt es trotzdem Unterschiede dahingehend, wie sehr die Mitglieder einer Kultur bzw. verschiedener Kulturen einzelnen Werten zustimmen.

Die Teilgruppe der AG Zukunftswerte, die sich dem Spannungsverhältnis von Gemeinschaftsinteresse versus Eigeninteresse beschäftigt, fragt danach, wie diese Werte in offiziellen Dokumenten dargestellt werden, wie sie in verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen gelebt werden; ob es Übereinkunft hinsichtlich dieser Werte in verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen gibt; und wie sich die „Perspektive“, d.h. das Propagieren bestimmter Werte versus die Rezeption entsprechender Mitteilungen  auf die Akzeptanz dieser Werte auswirkt.

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